Hiob 18
In diesem Abschnitt finden wir die zweite Rede von Bildad. Nur der erste Teil der Rede spricht Hiob direkt an. Der Rest ist ein Gedicht, in dem das Schicksal der Gottlosen thematisiert wird.
1 Da antwortete Bildad, der Schuchiter, und sprach:
2 Wie lange wollt ihr doch Jagd auf Worte machen? Besinnt euch zuerst, und dann wollen wir reden!
3 Warum werden wir dem Vieh gleichgeachtet, sind so dumm in euren Augen?
Der an Hiob gerichtete Teil der Rede ist voller Beleidigungen. Auch die Verwendung der zweiten Person maskuliner Plural ist als Beleidigung gedacht.
Die Wörter „ihr“, „euch“ und „euren“ in den Versen zwei und drei sind gleich wie „ihr Leute“ zu sagen und zeigt an, dass Bildad andere kannte, die er in die gleiche Kategorie wie Hiob einordnet, Menschen, die er als selbstgerecht betrachtete.
Ironischerweise ist dieses Sprechweise tatsächlich ein Hinweis auf seine eigene Selbstgerechtigkeit.
4 Du, der sich selbst zerfleischt in seinem Zorn: Soll um deinetwillen die Erde veröden und der Fels von seiner Stelle wegrücken?
Bildad hat Hiobs fortwährende Behauptung, dass sein Leiden nicht mit seiner Sünde in Zusammenhang stehen könne, wirklich ärgerlich gefunden.
Wieder macht er sich über Hiob lustig und fragt, ob die Erde um seinetwillen aufgegeben oder die Felsen von ihrer Stelle entfernt werden sollten.
Das Wort Felsen bezieht sich möglicherweise auf die Fundamente, auf denen die Erde ruht, kann aber auch ein metaphorischer Hinweis auf die Steintafeln sein, auf denen die Gesetze des Landes aufgezeichnet wurden.
Es könnte sich auch um einen Hinweis auf Gott selbst handeln, wie in 5. Mose 32,4.
5 Jawohl, das Licht des Gottlosen wird erlöschen, und die Flamme seines Feuers nicht mehr leuchten.
6 Das Licht verfinstert sich schon in seinem Zelt, und seine Leuchte erlischt über ihm.
Bildad spricht nicht von Gericht nach dem Tod. Stattdessen sieht er die Gottlosen so, dass sie in diesem Leben ihre gesamte Sündenschuld bezahlen müssen.
7 Seine kräftigen Schritte werden eingeengt, und sein eigener Ratschlag wird ihn zu Fall bringen.
8 Denn er wird mit seinen eigenen Füßen im Netz verstrickt und wandelt über Fallgruben dahin.
9 Eine Schlinge wird ihn an der Ferse ergreifen, und ein Fallstrick hält ihn fest.
10 Ein Strick ist für ihn auf dem Boden versteckt und seine Falle auf dem Pfad.
Bildad beschreibt Sünde als eine Reihe von Fallen. Er irrt sich nicht, denn diese Tatsache wird an anderen Stellen in der Schrift bestätigt. Es ist nur falsch, diese Wahrheiten auf Hiobs Situation anzuwenden.
11 Von allen Seiten ängstigen ihn Schrecknisse und hetzen ihn auf Schritt und Tritt.
12 Sein Verderben verlangt hungrig nach ihm, und sein Unglück steht neben ihm bereit.
13 Es verzehrt die Glieder seines Leibes; der Erstgeborene des Todes zehrt seine Glieder auf.
14 Er wird vertrieben aus seinem Zelt, seinem Zufluchtsort, und es treibt ihn zu dem König der Schrecken.
In diesem Abschnitt werden die Folgen der Sünde als Schrecken beschrieben, die über den Gottlosen drohen, sie zu verschlingen.
15 Sein Zelt wird von einem bewohnt, der ihm nicht zugehört; auf seine Wohnung wird Schwefel gestreut.
16 Von unten werden seine Wurzeln verdorren, und von oben seine Zweige verwelken.
17 Sein Gedenken verschwindet von der Erde, und sein Name wird auf den Straßen nicht genannt werden.
18 Man stößt ihn aus dem Licht in die Finsternis und verjagt ihn aus der Welt.
Die Gottlosen werden wie vom Feuer verzehrt und sogar die Erinnerung an ihn wird zerstört.
19 Kein Spross noch Schössling bleibt ihm unter seinem Volk und kein Überlebender in seinen Wohnungen.
Der ultimative Fluch war zu sterben, ohne Nachkommen zu haben, von denen zukünftige Generationen leben konnten.
20 Über seinen Tag entsetzen sich die Abendländer, und die Morgenländer packt der Schauder.
21 So geht es der Wohnung des Ungerechten, und so der Stätte dessen, der Gott nicht kennt!
Noch heute sprechen wir von östlicher und westlicher Kultur als voneinander verschieden.
Bildad sagte, beide wären entsetzt darüber, wie die Gottlosen zu Ende kommen.
Bildads Beschreibung vom Ende der Gottlosen ist im Grunde richtig, außer dass er das Urteil nach dem Tod nicht berücksichtigt.
Das eigentliche Problem bei seiner Rede ist jedoch, dass er den Sinn dessen verfehlt, was Gott mit Hiob macht.
Es ist uns wichtig, dass wir nicht den gleichen Fehler machen.