Kann jemand wie Hiob Gott kennen?

Hiob 37,14-24

Als Elihu seine langen Reden zum Abschluss brachte, hoffte er, dass Hiob bemerken würde, wie töricht seine Behauptungen waren.

 14 Nimm dies zu Ohren, Hiob; steh still und erwäge Gottes Wundertaten!

Um Hiobs Mangel an Weisheit zu beweisen, stellte er ihm Fragen, die er für unbeantwortbar hielt.

15 Weißt du, wie Gott ihnen Befehl gibt, wie er das Licht seiner Wolken leuchten lässt?
16 Verstehst du das Schweben der Wolke, die Wunder dessen, der an Verstand vollkommen ist?

Er verspottet Hiob weiter, indem er darauf hinweist, dass Hiob für das aktuelle Wetter nicht einmal richtig gekleidet war.

17 Du, dem die Kleider zu warm werden, wenn es im Land schwül wird vom Südwind,
18 breitest du mit Ihm das Firmament aus, dass es fest steht wie ein gegossener Spiegel?

Elihu fährt spöttisch fort, als er darüber nachdachte, wie wenig Hiob in der Lage war, Gott zu verstehen.

19 Lehre uns, was wir ihm sagen sollen; wir können nichts vorbringen vor [lauter] Finsternis!
20 Soll ihm gemeldet werden, dass ich rede? Oder sollte der Mensch wünschen, vertilgt zu werden?
21 Jetzt zwar sieht man das Licht nicht, das doch leuchtend hinter den Wolken steht; aber der Wind wird sich erheben und sie wegfegen.

Hiob braucht laut Elihu eine richtige Vorstellung von Gott.

22 Von Norden her kommt Goldglanz; Gott ist von wunderbarer Pracht umgeben.
23 Den Allmächtigen finden wir nicht; er ist von unbegreiflicher Kraft, voll Recht und Gerechtigkeit; er beugt sie nicht.

Die Meinung von Elihu war, dass Hiob Gott niemals sehen würde, da er von seiner eigenen Weisheit geblendet war.

24 Darum fürchten ihn die Menschen; er aber sieht keinen an, der sich selbst für weise hält!

Oh, wie sehr lag Elihu in dieser Hinsicht falsch, da der Herr selbst gleich direkt mit Hiob reden wird.

Warum schickt Gott Stürme?

Hiob 37,1-13

 In diesem Abschnitt versucht Elihu die Frage zu beantworten: Warum schickt Gott Stürme?

In Vers eins beschreibt er, wie die Stürme, die er gerade beschrieben hat, auf ihn wirken.

 1 Ja, darüber erzittert mein Herz und fährt auf von seiner Stelle!

In Vers 2 beginnt er, die Stürme zu erklären.

2 Hört, hört auf das Donnern seiner Stimme und auf das Grollen, das aus seinem Mund hervorkommt!

Für Elihu war der Donner die Stimme Gottes, die überall gleichzeitig zu hören war.

3 Er lässt es dahinfahren unter dem ganzen Himmel, und sein Licht bis zu den Enden der Erde.
4 Hinter ihm her brüllt der Donner; er donnert mit seiner majestätischen Stimme, und er spart damit nicht, damit seine Stimme gehört werde.

Der Donner ist deshalb so laut, damit seine Stimme gehört werden kann.

5 Gott donnert mit seiner Stimme wunderbar; er tut große Dinge, die wir nicht verstehen.

Elihu interpretiert den Donner als Gottes Befehl, Schnee oder Regen auf die Erde fallen zu lassen.

6 Denn er gebietet dem Schnee: Falle auf die Erde! und lässt Regen fließen, heftige Regengüsse.

Als nächstes gibt Elihu endlich seinen ersten Grund, warum Gott Stürme verursacht.

7 Dann zwingt er die Hand jedes Menschen zur Untätigkeit, damit alle Leute sein Werk erkennen möchten.
8 Da sucht das Wild seine Schlupfwinkel auf und bleibt in seinen Höhlen.

Nun erwähnt Elihu eine zweite Klasse von Stürmen, die von Gott verursacht wurden, indem er alles einfrieren ließ, indem er darauf bläst.

9 Aus der Kammer [des Südens] kommt der Sturm und von den Nordwinden die Kälte.
10 Durch den Hauch Gottes entsteht Eis, und die weiten Wasser frieren zu.

Als Vorbereitung auf die Stürme füllte Gott die Wolken mit Wasser.

11 Mit Wasserfülle belastet er die Wolken; er zerstreut sein helles Gewölk.

Der zweite Grund, warum Gott Stürme verursacht, ist zu seinem eigenen Vergnügen.

Elihu erklärt diesen zweiten Grund weiter, indem er zwei Wege angibt, dass Gott Stürme benutzt, um sein eigenes Vergnügen zu erfüllen.

12 Und dieses zieht ringsumher, wohin er es lenkt, wendet sich überallhin, um alles auszurichten, was er ihm befiehlt, auf dem ganzen Erdenrund
13 — bald zur Rute für sein Land, bald zur Wohltat lässt er es über sie kommen.

Das, dachte Ehliu, erklärte die Stürme, die Hiob heimgesucht hatten.

 

 

Gottes Wirken in der Natur

Hiob 36,27-33

Im letzten Vers des vorherigen Abschnitts sprach Elihu von Gottes Transzendenz: „Siehe, Gott ist so erhaben, dass wir [ihn] nicht erkennen können“.

Er glaubte jedoch nicht, dass seine Transzendenz einen Mangel an Interesse an den Angelegenheiten des Menschen oder an der Interaktion mit dem Menschen bedeutete. Er wendet sich an die Natur, um seinen Standpunkt zu beweisen.

27 Denn er zieht Wassertropfen herauf; sie sickern als Regen für seinen Wasserstrom herab,
28 den die Wolken niederrieseln, auf viele Menschen herabtropfen lassen.

Einige Skeptiker bezweifeln die Möglichkeit, dass Elihu genug Verständnis für den Wasserkreislauf hat, um diese Verse geschrieben zu haben, jedoch sind dies alles beobachtbare Prozesse, für deren Beschreibung kein vollständiges Verständnis erforderlich ist. Er hatte in der Tat recht, als er Gott die Kontrolle über den Wasserkreislauf zuschrieb.

Tatsächlich fügt er seinen Mangel an Verständnis in den nächsten Vers ein:

29 Versteht man auch das Ausspannen der Wolken und den Donnerschall seines Gezelts?

Elihu glaubte weiter, dass Gott den Wasserkreislauf benutzte, um Menschen zu richten oder zu belohnen.

30 Siehe, er breitet sein Licht darüber aus und bedeckt die Gründe des Meeres;
31 denn damit richtet er die Völker und gibt Speise die Fülle.

Elihus Verständnis von Blitz und Donner war sicherlich weit entfernt von unserem heutigen Verständnis dieser natürlichen Prozesse, aber er hatte dennoch Recht, als er die Wirkungen davon Gott zuschrieb.

32 Seine Hände umhüllt er mit dem Blitzstrahl und gebietet ihm, zu treffen.
33 Sein Donnerruf kündigt ihn an, sogar das Vieh sein Heranziehen.

Sogar Tiere können dies sehen und verstehen.

 

Gottes Erhabenheit

Hiob 36,22-26

Hiobs Fokus schien darauf zu liegen, Rechtfertigung von Gott zu erlangen, aber Elihu versucht in diesem Abschnitt, diesen Fokus auf zwei Eigenschaften Gottes zu lenken, das heißt auf seine Macht und Weisheit.

22 Siehe, Gott ist erhaben in seiner Kraft; wer ist ein Lehrer wie er?

Darin hat Elihu recht, wie Gott selbst in Jesaja 55,8-9 bestätigt:

Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR; sondern so hoch der Himmel über der Erde ist, so viel höher sind meine Wege als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. – Jesaja 55,8-9

Elihu glaubte, dass die Erhabenheit von Gottes Macht und Weisheit zu einer gerechten Behandlung aller seiner Untertanen führte.

23 Wer will ihn zur Rede stellen über seinen Weg, und wer will zu ihm sagen: Du hast Unrecht getan?

Auch hier finden sich ähnliche Gedanken in 5. Mose 32,4:

Er ist der Fels; vollkommen ist sein Tun; ja, alle seine Wege sind gerecht. Ein Gott der Treue und ohne Falsch, gerecht und aufrichtig ist er. – Mose 32,4

Angesichts dieser Tatsachen fand Elihu, dass Hiob Gottes Loblieder singen sollte, anstatt über wahrgenommene Ungerechtigkeit zu stöhnen.

24 Denke daran, sein Tun zu erheben, das Menschen besingen.

Von hier aus spricht Elihu von der Tatsache, dass diese Eigenschaften Gottes von allen Menschen beobachtet werden können.

25 Alle Menschen schauen es an; der Sterbliche erblickt es von ferne.

Er gibt weiter an, dass Gottes Handlungen zwar beobachtet werden können, sie jedoch über das menschliche Verständnis hinaus sind.

26 Siehe, Gott ist so erhaben, dass wir [ihn] nicht erkennen können; die Zahl seiner Jahre ist unerforschlich.

Wieder einmal stimmt Elihu mit anderen Schriftstellern der Schrift zu, diesmal der Apostel Paulus.

O welche Tiefe des Reichtums sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Gerichte, und wie unausforschlich seine Wege! – Römer 11,33

Elihu hatte Recht in diesen Aussagen über Gott, aber für Gott zu sprachen, wie er behauptete, es zu tun, war nicht in Ordnung, und er lag immer noch geirrt in Bezug auf Hiob.

 

 

 

Anmaßendere Rede

Hiob 36,1-21

1 Und Elihu fuhr fort und sprach:
2 Gedulde dich noch ein wenig, so will ich es dir mitteilen; ich habe noch mehr Worte für Gott.
3 Ich will mein Wissen von weit her holen und meinem Schöpfer Gerechtigkeit widerfahren lassen!
4 Denn wahrlich, meine Reden sind keine Lügen; vor dir steht ein Mann mit vollkommener Erkenntnis.

Behauptet Elihu, Gott im Wissen gleich zu sein, oder nur, dass er ein perfektes Verständnis von Gottes Wegen in Bezug auf Gut und Böse hat?

Jedenfalls ist seine Prahlerei überheblich und ziemt sich nicht für einen wahren Diener Gottes.

Elihu wird später positiv von Demut reden, aber er selbst hat eindeutig nichts davon.

5 Siehe, Gott ist mächtig, doch verachtet er niemand; groß ist die Kraft seines Herzens.

Diese Bestätigung der Souveränität Gottes ist die Grundlage für alles andere, was Elihu noch zu sagen hat.

6 Den Gottlosen erhält er nicht am Leben, aber den Elenden schafft er Recht.

In Vers 5 sagt er, dass Gott niemand verachtet, aber wenn es um die Gottlosen geht, hilft er ihnen auch nicht. Er sagte jedoch, dass Gott immer das Recht zugunsten der Elenden geschaffen habe.

7 Er wendet seine Augen nicht ab von dem Gerechten, und er setzt sie auf ewig mit Königen auf den Thron, damit sie herrschen.

Wie Hiobs andere drei Ratgeber sah er die Gerechten als immer von Gott gesegnet an und erfuhr nichts Böses, sondern war erhaben, mit Königen zu regieren.

8 Sind sie aber in Fesseln gebunden, in Banden des Elends gefangen,
9 so hält er ihnen ihre Taten und ihre Übertretungen vor, denn sie haben sich überhoben;
10 er öffnet ihr Ohr der Zurechtweisung und befiehlt ihnen, sich von der Bosheit abzukehren.

Wenn jemand geplagt wurde, wie Hiob es eindeutig war, dann war es immer wegen Sünde, insbesondere Arroganz.

11 Wenn sie dann gehorchen und sich unterwerfen, so werden sie ihre Tage in Glück vollenden und ihre Jahre in Wohlergehen.
12 Gehorchen sie aber nicht, so rennen sie in den Wurfspieß und sterben dahin in ihrem Unverstand.

Elihu sagte, die Reaktion auf die Züchtigung bestimme, wie das Leben weiterging.

13 Die aber ein gottloses Herz haben, häufen Zorn auf; sie rufen nicht um Hilfe, wenn er sie gefesselt hat.
14 Ihre Seele stirbt in der Jugend, und ihr Leben unter den Hurern.

So sah Elihu Hiob als jemanden, der sich hartnäckig weigerte, seine Sünde zuzugeben, aber voller Zorn wurde und die Hilfe ablehnte, die Gott ihnen anbot.

15 Den Gedemütigten aber rettet er durch die Demütigung und öffnet durch die Not sein Ohr.

Darin sprach Elihu die Wahrheit, aber er lag immer noch falsch in Bezug auf Hiob.

16 Und auch dich führt er aus dem Rachen der Bedrängnis; dein Platz wird uneingeschränkte Weite sein und dein Tisch bereitet mit reicher, guter Speise.

Elihu sah Hoffnung für Hiob in dem Glauben, dass Gott ihn züchtigte, um ihn zur Reue zu bringen.

Er warnt Hiob vor dem, was vor ihm liegt, wenn er sein Verhalten nicht ändert.

17 Bist du aber vom Urteil des Gottlosen erfüllt, so werden Urteil und Gericht dich treffen.
18 Der Zorn aber verleite dich ja nicht zur Lästerung, und die Menge des Lösegeldes besteche dich nicht!
19 Wird dich etwa dein Hilferuf aus der Bedrängnis herausführen und alle deine mühevollen Anstrengungen?

Hiob bekam, was er verdiente, und weder Wut noch Bestechung würden ihm helfen.

20 Sehne dich nicht nach der Nacht, wenn Völker untergehen werden!
21 Hüte dich, wende dich nicht zum Unrecht, denn dies hast du dem Elend vorgezogen!

Schließlich warnte Elihu ihn davor, den Tod zu wünschen, da er besser sei als sein Leiden.

Dies sind die Worte, die Elihu anmaßend behauptete, für Gott zu sprechen. Er ist jedoch noch nicht fertig, er hat noch mehr für Gott zu sagen.

 

 

Ein unbeeinflussbarer Gott?

Hiob 35

1 Weiter redete Elihu und sprach:
2 Hältst du dies für Recht, wenn du sagst: »Ich bin gerechter als Gott«?

Wieder einmal hat Elihu Hiobs Standpunkt falsch charakterisiert.

Er glaubt, dass Hiob ein falsches Bild von Gott hat und versucht, seinen Standpunkt zu beweisen, indem er Hiob Worte in den Mund legt, die Hiob eindeutig niemals gesagt hätte.

Natürlich glaubt Hiob, dass Gott gerecht ist, weshalb er seine eigene Rechtfertigung suchte.

3 Denn du fragst dich, was es dir nützt: »Was habe ich davon, wenn ich nicht sündige?«

Hiob beschwerte sich zwar über die scheinbare Ungerechtigkeit, dass es oft keinen klaren Unterschied gab, wie Gott die guten und die bösen Menschen behandelte, aber Hiob sagte nie diese Worte von Elihu.

Elihu dreht es um und behauptet, dass gute und schlechte Taten keine Wirkung auf Gott haben, da Gott zu weit über dem Menschen steht, um von ihm beeinflusst zu werden.

4 Ich will dir Worte erwidern und deinen Gefährten mit dir!
5 Sieh zum Himmel empor und betrachte ihn, und schau die Wolken an, die höher sind als du!
6 Wenn du sündigst, was tust du Ihm zuleide? Und sind deine Missetaten zahlreich, was schadest du Ihm?
7 Bist du aber gerecht, was gibst du Ihm, und was empfängt Er von deiner Hand?

Elihu fährt fort, dass die Sünde nur denen schadet, die sündigen, und dass das Gute nur anderen Menschen hilft, aber beides hat keine Auswirkung auf Gott.

8 Aber ein Mensch wie du leidet unter deiner Gottlosigkeit, und einem Menschenkind nützt deine Gerechtigkeit.

Elihu beschreibt nun einen Unterdrückten, der Gott um Hilfe schreit, aber wegen seines eigenen Übermuts keine Hilfe bekommt.

9 Sie schreien unter den vielen Bedrückungen, sie rufen um Hilfe wegen der Gewalt der Großen.
10 Aber man denkt nicht: Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Loblieder gibt in der Nacht,
11 der uns mehr Belehrung zuteilwerden ließ als den Tieren des Feldes, und uns mehr Verstand gegeben hat als den Vögeln unter dem Himmel?
12 Dann schreien sie, doch Er antwortet nicht wegen des Übermuts der Bösen.

Selbst wenn Gott andere hören könnte, würde ein so arroganter Mann wie Hiob niemals gehört werden.

13 Gott wird auf Nichtigkeit gewiss nicht hören, und der Allmächtige sieht sie nicht an.

Elihu macht dann einen leichten Widerspruch, indem er sagt, dass Gott Hiobs Klagen doch gehört hat und dass Hiob Gottes Antwort bald erwarten könnte.

14 Auch wenn du sagst, du könntest ihn nicht sehen, so liegt die Rechtssache doch vor ihm; warte du nur auf ihn!

Elihu erwartete, dass Hiobs Bestrafung noch schlimmer sein würde als das, was er bereits erlebt hatte.

15 Und nun, weil sein Zorn noch nicht gestraft hat, sollte er deshalb um den Übermut nicht sehr wohl wissen?
16 So hat also Hiob seinen Mund umsonst aufgesperrt und aus lauter Unverstand so viele Worte gemacht!

Dies ist nicht das Ende von Elihus Reden. Bevor er fertig ist, maßt er sich an, für Gott selbst zu sprechen.

 

Weitere falsche Anschuldigungen: Auf wessen Seite steht Elihu wirklich?

Hiob 34,31-37

Nachdem Elihu seine Verteidigung Gottes beendet hat, nimmt er seinen Angriff auf Hiob wieder auf.

Elihu veranschaulicht zuerst, was seiner Meinung nach ein Mann tun sollte, der wegen Sünde von Gott gezüchtigt wird.

31 Denn zu Gott muss man sagen: »Ich habe [meine Strafe] getragen und will nicht mehr verkehrt handeln;
32 was ich nicht sehe, lehre du mich; wenn ich Unrecht getan habe, so will ich’s nicht wieder tun!«

Elihu dachte, dass Hiob dies tun sollte.

Aber er fährt fort, indem er Hiob beschuldigt, zu denken, dass Gott verpflichtet war, ihm seine Verluste zurückzuzahlen, weil er Einwände gegen die Bestrafung erhoben hatte.

33 Soll Er nach deinem Sinn Vergeltung üben, weil du verwirfst? Denn du musst wählen, und nicht ich; was du weißt, das rede!

Elihu verlangte eine Antwort von Hiob, wartete aber nicht darauf, dass Hiob etwas sagte.

Stattdessen sagte er, dass weise Männer überall mit ihm gegen Hiob übereinstimmen würden, was auch immer Hiobs Antwort gewesen sein mag.

34 Verständige Männer werden mir zustimmen, und [jeder] weise Mann, der mir zuhört:
35 Hiob redet wie ein Unwissender, und seine Worte zeugen nicht von Einsicht.

Elihu beendet diese zweite Rede mit der Forderung nach zusätzlicher Bestrafung von Hiob.

Man könnte sagen, dass er sich unwissentlich mit Satan zusammengetan hat, um Hiob vor Gott anzuklagen.

36 O dass doch Hiob fort und fort geprüft würde, weil er antwortet, wie gottlose Männer antworten!
37 Denn zu seiner Sünde fügt er Frevel hinzu; er verhöhnt uns und redet viel gegen Gott!

Lasst uns nicht vergessen, dass Hiobs Drangsal eine Prüfung war und nicht das Ergebnis irgendeiner Sünde.

Wenn seine Prüfung abgeschlossen ist, wird Hiob tatsächlich als Gold hervorkommen!

Ja, er kennt meinen Weg; wenn er mich prüft, so werde ich wie Gold hervorgehen! – Hiob 23,10

Wenn Gott still ist

Hiob 34,29-30

Elihu antwortet hier auf den Vorwurf Hiobs, dass es Verzögerungen bei der Rechtfertigung gibt.

Warum sind vom Allmächtigen nicht Zeiten [des Gerichts] aufbewahrt, und warum sehen die, welche ihn kennen, seine Tage nicht? – Hiob 24,1

Elihu erklärt, dass er glaubt, dass Gottes Allwissenheit es ihm erlaubt, ständig zu urteilen, sodass er die Bösen sofort und offen bestraft, wenn er den Schrei der Armen und Bedürftigen hört.

Elihu sagte jedoch, dass es Gottes Vorrecht ist, in jeder Situation zu schweigen, wenn er wollte.

 29 Wenn er sich ruhig verhält, wer kann [ihn] verurteilen? Wenn er sein Angesicht verbirgt, wer kann ihn schauen? So [handelt] er sowohl an einem Volk als auch an dem einzelnen Menschen,
30 damit nicht gottlose Menschen regieren, dass sie nicht Fallstricke für das Volk werden.

Fast jeder hatte Zeiten, in denen es schien, als wäre Gott nicht da, als würde er nicht aufpassen und nicht auf unsere Gebete hören.

Gleichzeitig scheint es, dass unsere Gegner niemals für das Böse, das sie tun, bestraft werden.

Es gibt mindestens drei Gründe, warum Gott manchmal still ist:

    • Ein Grund ist, weil er uns liebt.

Als Eltern möchten wir immer da sein, um unsere Kinder aus Gefahren zu retten und sie vor Fehlern zu bewahren. Aber wir wissen, dass es ihnen auf Dauer nicht gut tut, weil sie nie lernen, Verantwortung für ihr eigenes Handeln zu übernehmen. Genauso ist es mit Gott.

…er wird still sein in seiner Liebe… – Zephanja 3,17

    • Ein weiterer Grund ist, dass wir lernen werden, ihm zu vertrauen.

Vor wem hast du dich so gescheut und gefürchtet, dass du mich verleugnet und an mich nicht mehr gedacht hast und es dir nicht zu Herzen nahmst? Habe ich nicht geschwiegen, und das seit langer Zeit? Aber du willst mich doch nicht fürchten! – Jesaja 57,11

Wie Eltern, die zusehen, wie ihre Kinder ein Chaos anrichten, indem sie die Dinge auf ihre eigene Weise tun, bleibt Gott still und lässt uns in Schwierigkeiten geraten, wenn wir unseren eigenen Weg gehen, damit wir das nächste Mal seinen Weg gehen.

Das hast du getan, und ich habe geschwiegen; da meintest du, ich sei gleich wie du. Aber ich will dich zurechtweisen und es dir vor Augen stellen! – Psalm 50,21

    • Ein dritter Grund, warum Gott manchmal still bleibt, ist seine Langmut, die alle Menschen Zeit und Gelegenheit zur Buße gibt.

Warum siehst du denn den Frevlern schweigend zu, während der Gottlose den verschlingt, der gerechter ist als er? – Habakuk 1:13b

Barmherzig und gnädig ist der HERR, geduldig und von großer Güte. Er wird nicht immerzu rechten und nicht ewig zornig bleiben. Er hat nicht mit uns gehandelt nach unseren Sünden und uns nicht vergolten nach unseren Missetaten. Denn so hoch der Himmel über der Erde ist, so groß ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten; so fern der Osten ist vom Westen, hat er unsere Übertretungen von uns entfernt. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, welche ihn fürchten; denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er denkt daran, dass wir Staub sind. – Psalm 103,8-14

Gottes Schweigen sollte nicht mit mangelnder Sorge verwechselt werden.

In einem Gebet im Buch Jesaja wird die Frage gestellt:

Willst du, HERR, trotz alledem dich zurückhalten, schweigen und uns ganz und gar niederbeugen? – Jesaja 64,11

Gottes Antwort ist, dass jeder zur Rechenschaft gezogen wird, da er tatsächlich Aufzeichnungen führt und der Tag des Gerichts für alle kommen wird.

Siehe, das ist vor mir aufgeschrieben. Ich will nicht schweigen, sondern vergelten – Jesaja 65,6

 

Ein gerechter Richter

Hiob 34,16-28

In diesem Abschnitt werden wir fünf Eigenschaften eines gerechten Richters sehen.

16 Hast du nun Verstand, so höre dies; und schenke der Stimme meiner Worte Gehör!
17 Könnte auch einer herrschen, der das Recht hasst? Oder willst du den Gerechten, den Mächtigen, schuldig sprechen?

Ein gerechter Richter muss sich um ein rechtes Urteil kümmern. Gott ist ein gerechter Richter, also urteilt er immer richtig.

18 Darf man zum König sagen: Du Nichtsnutz!, und zu Edlen: Du Gottloser?
19 Wie viel weniger zu dem, der die Person der Fürsten nicht ansieht und den Vornehmen nicht mehr achtet als den Geringen; denn sie sind alle das Werk seiner Hände.

Ein gerechter Richter darf den Vornehmen nicht mehr achten als den Geringen. Gott ist ein gerechter Richter und er achtet nicht auf die Person.

Wieso den? Denn er hat sie alle erschaffen.

20 Plötzlich sterben sie, mitten in der Nacht; ein Volk wird ins Wanken gebracht und geht dahin, und er beseitigt den Tyrannen ohne Menschenhand.
21 Denn Seine Augen sind auf die Wege des Menschen gerichtet, und Er sieht jeden Schritt, den einer macht.
22 Es gibt keine Finsternis und keinen Todesschatten, wo die Übeltäter sich verbergen könnten.

Ein gerechter Richter beobachtet und berücksichtigt alles. Gott ist ein gerechter Richter und nichts geht an ihm vorbei, ohne dass er es merkt.

23 Denn er braucht nicht lange auf einen Menschen zu achten, damit der vor Gott ins Gericht kommt.
24 Er zerschmettert Gewaltige ohne Untersuchung und setzt andere an ihre Stelle.
25 Denn Er kennt ihre Werke, und er kehrt sie um über Nacht, sodass sie zermalmt werden.

Ein gerechter Richter beurteilt den Charakter derer, die vor ihn kommen, und handelt dann entsprechend. Als gerechter Richter sieht Gott die Werke des Menschen, aber auch, was im Herzen des Menschen ist.

26 Als Gottlose züchtigt er sie dort, wo alle es sehen,
27 weil sie von ihm abgefallen sind und keinen seiner Wege beachtet haben,
28 sodass sie das Schreien des Geringen zu ihm hinaufdringen ließen und er das Schreien der Unterdrückten hörte.

Ein gerechter Richter urteilt offen, damit alle sehen und wissen können, dass er richtig urteilt. Als gerechter Richter belohnt Gott offen sowohl das Böse als auch das Gute.

Undenkbar

Hiob 34,10-15

Am Ende von Vers 9 beschuldigte Elihu Hiob fälschlicherweise, gesagt zu haben: „Es nützt dem Menschen nichts, wenn er mit Gott Freundschaft pflegt!“

Anstatt Hiob direkt anzugreifen, greift er nun diese Aussage an und verurteilt damit Hiob dafür, dass er es gesagt hat, obwohl er es nicht getan hat.

Dennoch ist einiges von dem, was Elihu hier über Gott zu sagen hat, tatsächlich wahr.

10 Darum, ihr verständigen Männer, hört mir zu: Fern sei es von Gott, dass er gesetzlos handle, und von dem Allmächtigen, dass er Unrecht tue;
11 sondern er vergilt dem Menschen nach seinem Handeln und lässt es jedem ergehen nach seinem Wandel.

Wir würden gut daran tun, wenn wir einen Vergleich zwischen diesen Worten und dem ersten Psalm anstellen würden.

In Psalm 1 sehen wir, dass derjenige, der sich „seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz nachsinnt Tag und Nacht“ ist „wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht, und alles, was er tut, gerät wohl.“

Andererseits, „die Gottlosen sind nicht so, sondern sie sind wie Spreu, die der Wind verweht“ und „seiner Weg führt ins Verderben“!

Es ist auch in Ordnung darauf hinzuweisen, dass das von Elihu erwähnte Gesetz tatsächlich Gottes Gesetz ist und kein Gesetz, das von einer anderen Autorität eingeführt wurde, da er selbst die Quelle seines Gesetzes ist.

Er ist der Fels; vollkommen ist sein Tun; ja, alle seine Wege sind gerecht. Ein Gott der Treue und ohne Falsch, gerecht und aufrichtig ist er. – 5 Mose 32,4

Zu der Frage, ob Gott die Gottlosen immer bestraft oder nicht, sollte beachtet werden, dass Gott zwar immer gerecht, aber auch langmütig ist, was bedeutet, dass es oft eine Verzögerung zwischen der Sünde und dem Tag des Gerichts gibt.

Weil der Richterspruch über die böse Tat nicht rasch vollzogen wird, darum ist das Herz der Menschenkinder davon erfüllt, Böses zu tun. – Prediger 8,11

Dasselbe gilt für die Belohnung für gute Taten.

In Vers 12 wiederholt Elihu mit anderen Worten, was er in Vers 10 gesagt hat:

12 Ja wahrlich, Gott handelt nicht gesetzlos, und der Allmächtige beugt das Recht nicht!

Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht auch niemand – Jakobus 1,13

Elihu fährt fort in Vers 13:

13 Wer hätte ihm die Erde unterstellt? Und wer hat den ganzen Erdkreis gegründet?

Die Antwort auf die Frage ist natürlich „niemand“.

Nach dieser Aussage kehrt Elihu schnell zu seiner Anschuldigung zurück, Hiob habe gesagt, dass es keinen Nutzen habe, eine Beziehung zu Gott zu haben.

14 Wenn Er nur noch auf sich selbst achtete und seinen Geist und Odem wieder zurücknähme,
15 so würde alles Fleisch miteinander vergehen und der Mensch zum Staub zurückkehren.

Die Idee ist, dass Gott unmöglich Hiob den Rücken gekehrt haben kann, denn wenn er das getan hätte, wäre alles zusammengebrochen.

Elihu hielt es für undenkbar, dass es eine andere Lösung geben könnte, als dass Hiob gesündigt hatte.