Erleuchtung durch die Rede Gottes

Hiob 38,1-15

1 Da antwortete der HERR dem Hiob aus dem Gewittersturm und sprach:
2 Wer verfinstert da den Ratschluss mit Worten ohne Erkenntnis?

So wie Elihu während der Reden der anderen geschwiegen hatte, so hatte Gott bisher geschwiegen.

Da Gott schwieg, hatte sich Elihu anmaßen lassen, für ihn zu sprechen, aber nun hat Gott genug gehört und so beginnt er zu reden.

Viele Menschen verwechseln heute Gottes Schweigen mit Schwäche, Desinteresse oder der Unfähigkeit, zu sprechen oder zu handeln. Das ist immer ein großer Fehler!

Es ist nicht ganz klar, auf wen sich Gott hier bezieht, wenn er fragte: „Wer verfinstert da den Ratschluss mit Worten ohne Erkenntnis?“

    • Die Frage wäre passend, wenn sie in Bezug auf einen oder alle Ratgeber Hiobs gestellt würde.
    • Hiob selbst wiederholt später die Frage, indem er sie auf sich selbst anwendet.
    • Es ist auch möglich, dass es nur in Bezug auf Elihu gemeint war, der offenkundig anmaßte, für Gott zu reden.

Wichtiger als die Antwort auf diese Frage ist die Tatsache, dass Gott selbst jetzt spricht.

Die Eröffnung deiner Worte erleuchtet und gibt den Unverständigen Einsicht. – Psalm 119,130

Ab Vers drei spricht Gott Hiob direkt an.

3 Gürte doch deine Lenden wie ein Mann! Ich will dich fragen, und du sollst mich belehren!

Früher hatte sich Hiob nach genau dieser Gelegenheit gesehnt:

O dass ich wüsste, wo ich ihn fände, dass ich bis zu seinem Thron gelangen könnte! Ich würde ihm [meine] Rechtssache vorlegen und meinen Mund mit Beweisen füllen. – Hiob 23,3-4

Hiob hatte gesagt: „Ich möchte wissen, was er mir antworten, und erfahren, was er zu mir sagen würde. Würde er in seiner Machtfülle mit mir streiten? Nein, er würde mich gewiss anhören.“ (Hiob 23,5-6)

Jetzt bekommt er, was er verlangt hat. Gott schweigt nicht mehr, sondern redet mit Hiob.

Gott wird Hiob nun nacheinander etwa 35 rhetorische Fragen stellen, bevor er Hiob Gelegenheit gibt, etwas zu sagen.

Die Fragen betreffen Hiobs Gotteswissen in drei Bereichen:

    • Die Schöpfung (38,4-15)
    • Gottes Herrschaft über die unbelebte Natur (38,16-38)
    • Gottes Herrschaft über die belebte Natur (38,39-40,2)

4 Wo warst du, als ich den Grund der Erde legte? Sprich es aus, wenn du Bescheid weißt!
5 Wer hat ihre Maße bestimmt? Weißt du das? Oder wer hat die Messschnur über sie ausgespannt?
6 Worin wurden ihre Grundpfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt,
7 als die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Söhne Gottes jubelten?

Die Schöpfung (38,4-15)

Hiob glaubte bereits, dass Gott der Schöpfer des Himmels und der Erde sei.

Er allein spannt den Himmel aus und schreitet auf Meereswogen einher. Er machte den Großen Bären, den Orion und das Siebengestirn, samt den Kammern des Südens. Er tut große Dinge, die unerforschlich sind, und Wunderwerke ohne Zahl. – Hiob 9,8-10

Er spannt den Norden aus über der Leere und hängt die Erde über dem Nichts auf. – Hiob 26,7

Gott bestreitet nicht, was Hiob über die Schöpfung gesagt hat. Gott beschreibt die Schöpfung anhand der vom Menschen verwendeten Baumethoden.

    • Messschnur
    • Grundpfeiler
    • Eckstein

Die Anwesenheit bei der Erschaffung der Erde hätte Einblick in die Verwaltung ihrer Ausmaße gegeben, aber Hiob war nicht da.

Obwohl Hiob nicht bei der Schöpfung dabei war, konnte er dennoch viel über Gott lernen, indem er beobachtete, was geschaffen wurde.

Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, und die Ausdehnung verkündigt das Werk seiner Hände. Es fließt die Rede Tag für Tag, Nacht für Nacht tut sich die Botschaft kund. Es ist keine Rede und es sind keine Worte, deren Stimme unhörbar wäre. – Psalm 19,2-4

Es gab Zeugen der Schöpfung, aber sie konnten nur vor Freude jubeln, als Gott alles ins Leben rief.

Die Morgensterne und die Söhne Gottes sind parallele Hinweise auf die Engel, die offenbar vor den Himmeln und der Erde erschaffen wurden.

8 Wer hat das Meer mit Schleusen verschlossen, als es hervorbrach, heraustrat [wie] aus dem Mutterschoß,
9 als ich es in Wolken kleidete und Wolkendunkel zu seinen Windeln machte;
10 als ich ihm seine Grenze zog und Riegel und Tore einsetzte
11 und sprach: »Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter; hier soll sich der Stolz deiner Wellen legen«?

Hiob wusste, dass Gott die Meere erschuf, aber er war nicht da, um es zu beobachten und zu verstehen, wie es geschah.

Diese Verse beziehen sich auf Gottes Handeln in Bezug auf die Wasser am zweiten und dritten Tag der Schöpfung.

Und Gott sprach: Es werde eine Ausdehnung inmitten der Wasser, die bilde eine Scheidung zwischen den Wassern! Und Gott machte die Ausdehnung und schied das Wasser unter der Ausdehnung von dem Wasser über der Ausdehnung. Und es geschah so. Und Gott nannte die Ausdehnung Himmel. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der zweite Tag. Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an einen Ort, damit man das Trockene sehe! Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockene Erde; aber die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. – 1. Mose 1,6-10

Als derjenige, der die Naturgesetze geschaffen hat, konnte er sie auch außer Kraft setzen, wie er es bei der großen Sintflut tat.

Du hast [den Wassern] eine Grenze gesetzt, die sie nicht überschreiten sollen; sie dürfen die Erde nicht wiederum bedecken. – Psalm 104,9

Die Metapher des Mutterschoß erinnerte Hiob effektiv daran, dass er vor seiner Geburt nichts aus erster Hand wusste.

Denn du hast meine Nieren gebildet; du hast mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir dafür, dass ich erstaunlich und wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke, und meine Seele erkennt das wohl! Mein Gebein war nicht verhüllt vor dir, als ich im Verborgenen gemacht wurde, kunstvoll gewirkt tief unten auf Erden. Deine Augen sahen mich schon als ungeformten Keim, und in dein Buch waren geschrieben alle Tage, die noch werden sollten, als noch keiner von ihnen war. – Psalm 139,13-16

12 Hast du, solange du lebst, jemals den Sonnenaufgang angeordnet und dem Morgenrot seinen Platz angewiesen,
13 dass es die Enden der Erde erfasse, damit die Frevler von ihr verscheucht werden?
14 Sie verwandelt sich wie Siegelton, und alles steht da wie ein [Pracht-]Gewand;
15 den Gottlosen wird ihr Licht entzogen, und der erhobene Arm wird zerbrochen.

Hiob konnte die Lichter am Himmel sehen, aber er konnte nur dann wissen, wie und warum sie dort waren, wenn Gott es ihm offenbarte.

Hier redet Gott über den vierten Tag des Schöpfungsberichts.

Und Gott sprach: Es sollen Lichter an der Himmelsausdehnung sein, zur Unterscheidung von Tag und Nacht, die sollen als Zeichen dienen und zur Bestimmung der Zeiten und der Tage und Jahre, und als Leuchten an der Himmelsausdehnung, dass sie die Erde beleuchten! Und es geschah so. Und Gott machte die zwei großen Lichter, das große Licht zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht; dazu die Sterne. Und Gott setzte sie an die Himmelsausdehnung, damit sie die Erde beleuchten und den Tag und die Nacht beherrschen und Licht und Finsternis scheiden. Und Gott sah, dass es gut war. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der vierte Tag. – 1. Mose 1,14-19

Die Beziehung des Lichts zu den Bösen wird in einer großartigen Parallelität beschrieben, wie sie oft in der hebräischen Poesie verwendet wird.

Der Anbruch des Tages wird mit einem Siegelring verglichen, der in Ton gepresst wird, so wie die Merkmale der Erde durch das Licht enthüllt werden.

Die Frevler hassen das Licht und haben Angst davor.

Das passiert auch, wenn man das Licht anmacht und die Kakerlaken verscheucht. Frevler und Kakerlaken haben viel gemeinsam.

Darin aber besteht das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse. Denn jeder, der Böses tut, hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. – Johannes 3,19-20

Denn die Schlafenden schlafen bei Nacht, und die Betrunkenen sind bei Nacht betrunken; wir aber, die wir dem Tag angehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil. – 1. Thessalonicher 5,7-8

Das Licht der Gottlosen ist Finsternis.

Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis erklären, die Bitteres süß und Süßes bitter nennen! – Jesaja 5,20

„…den Gottlosen wird ihr Licht entzogen“

Ich bin der HERR und sonst ist keiner; denn außer mir gibt es keinen Gott. Ich habe dich gegürtet, ohne dass du mich kanntest, damit vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang erkannt werde, dass gar keiner ist außer mir. Ich bin der HERR, und sonst ist keiner, der ich das Licht mache und die Finsternis schaffe; der ich Frieden gebe und Unheil schaffe. Ich, der HERR, vollbringe dies alles. – Jesaja 45,5-7

Es ist wichtig zu beachten, dass in Vers 1 der hebräische Name, der für Gott verwendet wird, Jahwe ist.

Wie wir später gegen Ende des Buches sehen werden, ist dies eine vorinkarnierte Erscheinung von Jesus Christus.

Dies ist nur der Anfang der Fragen, die Gott an Hiob hat. Was wir daraus lernen sollten, ist, dass Gottes Weisheit so viel größer ist als unsere, dass wir ihm einfach vertrauen sollten, dass er weiß, was er tut, auch wenn wir seine Absicht nicht sehen oder verstehen.