Ein unbeeinflussbarer Gott?

Hiob 35

1 Weiter redete Elihu und sprach:
2 Hältst du dies für Recht, wenn du sagst: »Ich bin gerechter als Gott«?

Wieder einmal hat Elihu Hiobs Standpunkt falsch charakterisiert.

Er glaubt, dass Hiob ein falsches Bild von Gott hat und versucht, seinen Standpunkt zu beweisen, indem er Hiob Worte in den Mund legt, die Hiob eindeutig niemals gesagt hätte.

Natürlich glaubt Hiob, dass Gott gerecht ist, weshalb er seine eigene Rechtfertigung suchte.

3 Denn du fragst dich, was es dir nützt: »Was habe ich davon, wenn ich nicht sündige?«

Hiob beschwerte sich zwar über die scheinbare Ungerechtigkeit, dass es oft keinen klaren Unterschied gab, wie Gott die guten und die bösen Menschen behandelte, aber Hiob sagte nie diese Worte von Elihu.

Elihu dreht es um und behauptet, dass gute und schlechte Taten keine Wirkung auf Gott haben, da Gott zu weit über dem Menschen steht, um von ihm beeinflusst zu werden.

4 Ich will dir Worte erwidern und deinen Gefährten mit dir!
5 Sieh zum Himmel empor und betrachte ihn, und schau die Wolken an, die höher sind als du!
6 Wenn du sündigst, was tust du Ihm zuleide? Und sind deine Missetaten zahlreich, was schadest du Ihm?
7 Bist du aber gerecht, was gibst du Ihm, und was empfängt Er von deiner Hand?

Elihu fährt fort, dass die Sünde nur denen schadet, die sündigen, und dass das Gute nur anderen Menschen hilft, aber beides hat keine Auswirkung auf Gott.

8 Aber ein Mensch wie du leidet unter deiner Gottlosigkeit, und einem Menschenkind nützt deine Gerechtigkeit.

Elihu beschreibt nun einen Unterdrückten, der Gott um Hilfe schreit, aber wegen seines eigenen Übermuts keine Hilfe bekommt.

9 Sie schreien unter den vielen Bedrückungen, sie rufen um Hilfe wegen der Gewalt der Großen.
10 Aber man denkt nicht: Wo ist Gott, mein Schöpfer, der Loblieder gibt in der Nacht,
11 der uns mehr Belehrung zuteilwerden ließ als den Tieren des Feldes, und uns mehr Verstand gegeben hat als den Vögeln unter dem Himmel?
12 Dann schreien sie, doch Er antwortet nicht wegen des Übermuts der Bösen.

Selbst wenn Gott andere hören könnte, würde ein so arroganter Mann wie Hiob niemals gehört werden.

13 Gott wird auf Nichtigkeit gewiss nicht hören, und der Allmächtige sieht sie nicht an.

Elihu macht dann einen leichten Widerspruch, indem er sagt, dass Gott Hiobs Klagen doch gehört hat und dass Hiob Gottes Antwort bald erwarten könnte.

14 Auch wenn du sagst, du könntest ihn nicht sehen, so liegt die Rechtssache doch vor ihm; warte du nur auf ihn!

Elihu erwartete, dass Hiobs Bestrafung noch schlimmer sein würde als das, was er bereits erlebt hatte.

15 Und nun, weil sein Zorn noch nicht gestraft hat, sollte er deshalb um den Übermut nicht sehr wohl wissen?
16 So hat also Hiob seinen Mund umsonst aufgesperrt und aus lauter Unverstand so viele Worte gemacht!

Dies ist nicht das Ende von Elihus Reden. Bevor er fertig ist, maßt er sich an, für Gott selbst zu sprechen.