Hiob 20,1-29
1 Da antwortete Zophar, der Naamatiter, und sprach:
2 Darum veranlassen mich meine erregten Gedanken zu einer Antwort, und deswegen drängt es mich [zu reden].
Der letzte Abschnitt endete mit Hiobs Aussage, dass sie sich auf ihre bevorstehende Leidenszeit vorbereiten sollten, wenn sein Leiden die Folge seiner Sünde war.
Zophar konnte den Gedanken nicht ertragen und beginnt sich beredt mit einer Rede über das Schicksal der Bösen zu verteidigen.
3 Eine Zurechtweisung zu meiner Schande musste ich hören; aber mein Geist treibt mich zu antworten um meiner Einsicht willen:
4 Hast du dies nicht von alter Zeit her erkannt? Seitdem der Mensch auf die Erde gesetzt wurde,
5 ist das Frohlocken der Gottlosen kurz, und die Freude der Frevler währt nur einen Augenblick.
Was Zophar hier gesagt hat, ist wahr, wenn man das große Ganze betrachtet, aber es ist nicht unbedingt beobachtbar, wenn der Blick auf das große Ganze versperrt ist.
Denn ich beneidete die Übermütigen, als ich das Wohlergehen der Gottlosen sah. Denn sie leiden keine Qual bis zu ihrem Tod, und ihr Leib ist wohlgenährt. – Psalm 73,3-4
Schaut man sich das Ende des Weges an, dann sieht man, dass der Weg der Gottlosen immer ins Verderben führt.
Fürwahr, du stellst sie auf schlüpfrigen Boden; du lässt sie fallen, dass sie in Trümmer sinken. Wie sind sie so plötzlich verwüstet worden! Sie sind untergegangen und haben ein Ende mit Schrecken genommen. – Psalm 73,18-19
6 Wenn auch sein Stolz bis zum Himmel reichte und sein Haupt die Wolken berührte,
7 so geht er doch, gleich seinem Kot, auf ewig unter; die ihn gesehen haben, werden sagen: Wo ist er?
Die Gottlosen tragen ihre Hochmut als Halsschmuck, aber die Sprüche sagt uns das, „Stolz kommt vor dem Zusammenbruch, und Hochmut kommt vor dem Fall.“ – Sprüche 16,18
8 Wie ein Traum verfliegt er, man wird ihn nicht mehr finden; er wird weggescheucht wie ein Nachtgesicht.
9 Das Auge, das ihn sah, sieht ihn nicht wieder, und erblickt ihn nicht mehr an seinem Ort.
Die Bösen sind wie ein Traum, es ist da und dann ist es weg. Sind sie einmal außer Sicht, sind sie auch wie ein Traum schnell vergessen.
10 Seine Söhne müssen die Armen entschädigen, und seine Hände sein Vermögen wieder herausgeben.
Sie hinterlassen jedoch Ärger, da ihre Kinder ihre Schulden begleichen müssen.
11 Seine Gebeine waren voller Jugendkraft: Die liegt nun mit ihm im Staub.
Die Kraft ihrer Jugend wird vergeudet, da ihr Leben verkürzt wird.
12 Ist das Böse noch so süß in seinem Mund, dass er es unter seiner Zunge birgt,
13 dass er es hegt und nicht lassen kann und an seinem Gaumen festhält:
14 so verwandelt sich doch seine Speise in seinen Eingeweiden, wird zu Schlangengift in seinem Inneren.
Zophars Darstellung der Auswirkungen der Sünde ist erstaunlich.
Dieses Bild erinnert uns daran, wie Adam und Eva die verbotene Frucht gegessen haben. Es sah gut aus und es schmeckte gut, aber es hinterließ bei der Menschheit eine Krankheit, die immer noch darauf wartet, geheilt zu werden.
15 Den Reichtum, den er verschlungen hat, muss er wieder von sich geben; Gott treibt es ihm aus seinem Bauch heraus.
16 Schlangengift hat er gesaugt: Darum wird ihn die Zunge der Otter töten.
Die alte Schlange, die der Teufel und der Satan ist, will nicht, dass wir diese Seite der Sünde sehen, bis es zu spät ist.
Wegen seiner Sünde wird er die wirklich guten Dinge des Lebens völlig verpassen.
17 Er wird seine Lust nicht sehen an den Bächen, an den Strömen von Honig und von Milch.
Zophar fährt mit seiner Darstellung der Sünde in voller Farbe fort.
18 Den Gewinn muss er zurückgeben, und er kann ihn nicht verschlingen; an dem Reichtum, den er erwarb, wird er nicht froh;
19 denn er hat Arme misshandelt und sie liegen lassen, hat ein Haus beraubt anstatt gebaut.
20 Sein Bauch kannte keine Ruhe; vor seiner Begehrlichkeit blieb nichts verschont.
21 Nichts entging seiner Fressgier, darum wird auch sein Gut nicht Bestand haben.
22 Mitten in seinem Überfluss wird er in Not geraten; alle Hände der Unglücklichen kommen über ihn.
23 Es wird geschehen, während er seinen Bauch noch füllt, wird Er die Glut Seines Zornes über ihn senden und sie auf ihn regnen lassen, in seine Eingeweide hinein.
Zophar hat ja geglaubt, dass es für die Bösen unmöglich sei, seiner gerechten Strafe zu entkommen.
24 Flieht er vor eisernen Waffen, so wird ihn der eherne Bogen durchbohren.
25 Er zieht [an dem Pfeil], und er kommt aus dem Rücken hervor; blitzend fährt er aus seiner Galle, Todesschrecken kommen über ihn.
26 Alle Finsternis ist aufgespart für seine Schätze; ihn wird ein Feuer verzehren, das nicht angefacht wird; übel wird es dem ergehen, der in seinem Zelt übrig geblieben ist.
27 Der Himmel wird seine Schuld offenbaren und die Erde sich gegen ihn empören.
28 Der Ertrag seines Hauses fährt dahin, muss zerrinnen am Tag Seines Zornes.
Zophar hat seine Rede mit einer meisterhaften Schlussfolgerung beendet.
29 Das ist das Teil des gottlosen Menschen von Gott, das Erbe, das Gott ihm zugesprochen hat!
So genau er in seiner Beschreibung der Folgen der Sünde war, machte er bei der Anwendung zwei Fehler:
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- Er ist zu dem Schluss gekommen, dass Hiobs Leiden ein Beweis für sein Fehlverhalten war.
- Er ist zu dem Schluss gekommen, dass sein Wohlergehen ein Beweis für seine eigene Rechtschaffenheit sei.
In beiden Fällen ist er völlig falsch gelegen!