Hiob 17
1 Mein Geist ist verstört, meine Tage laufen ab; die Grabstätte wartet auf mich.
Die Tiefen der Verzweiflung sind für jeden, der gesund ist und mit den guten Dingen des Lebens gut versorgt ist, kaum vorstellbar. Aber wenn du an alles zurückdenken kannst, was Hiob passiert ist, und dir vorstellst, dass dir das alles passiert ist und du in Sacktuch und Asche sitzt und den miserablen Rat hörst, den er von seinen Freunden bekommen hat, kannst du vielleicht sehen, woher seine Verzweiflung kommt.
Das Gefühl, dass der Tod nahe sein könnte, ist nicht einzigartig, wie wir in der Aussage des Apostels Paulus sehen.
Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Aufbruchs ist nahe. – 2. Timotheus 4,6
Solche Gedanken führen oft zum Nachdenken über die vergangenen Tage.
O Gott, du hast mich gelehrt von Jugend auf, und bis hierher verkündige ich deine Wunder. Und auch wenn ich alt werde, wenn mein Haar ergraut, verlass mich nicht, o Gott, bis ich deinen Arm verkündige dem künftigen Geschlecht, deine Macht allen, die noch kommen sollen. – Psalm 71,17-18
Ein alter Mann zu sein, der Weisheit an die jüngere Generation weitergibt, war seit lange Hiobs Erwartung, wie er seine letzten Tage verbringen würde, aber stattdessen findet er sich von Spöttern umgeben.
2 Treibt man nicht Gespött mit mir, und muss nicht mein Auge ständig ihre Herausforderungen ansehen?
Als nächstes wendet sich Hiob an Gott, den er bittet, sein Bürgen zu sein.
3 Setze doch einen ein, verbürge dich selbst für mich! Wer sollte sonst [als Bürge] in meine Hand einschlagen?
Hiob hat erklärt, dass er sich völlig auf Gott als den einzigen verlasse, der ihm zur Seite stehen könne.
Wenn der HERR nicht für uns gewesen wäre, als die Menschen gegen uns auftraten, so hätten sie uns lebendig verschlungen – Psalm 124,2-3a
Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein? – Römer 8,31
In Vers 4 machte Hiob eine interessante Beobachtung.
4 Denn du hast ihre Herzen der Einsicht verschlossen; darum wirst du sie nicht triumphieren lassen.
Hiob hat plötzlich erkannt, dass seine Freunde die Wahrheit nicht sehen konnten, weil ihre Augen dafür blind waren, und dass Gott tatsächlich für ihre Blindheit verantwortlich sein könnte.
Vers 5 scheint ein altes Sprichwort zu sein, an das sich Hiob erinnert hat und auf die Blindheit seiner Freunde angewandt hat.
5 Wer Freunde der Plünderung preisgibt, dessen Kindern werden die Augen verschmachten.
So wie seine Freunde zur Erfüllung dieses Sprichworts geworden waren, war Hiob selbst zum Sprichwort gemacht worden.
6 Man stellt mich den Leuten zum Sprichwort hin, und ich muss sein wie einer, dem man ins Angesicht spuckt.
7 Mein Augenlicht erlischt vor Gram, und alle meine Glieder sind wie ein Schatten.
Es ist schwierig, diese Verse zu betrachten, ohne an das Leiden Jesu Christi zu denken, als die Leute ihn verspottet und ihn angespuckt haben.
8 Die Gerechten werden sich darüber entsetzen, und der Unschuldige wird sich über den Ruchlosen empören.
9 Aber der Gerechte wird an seinem Weg festhalten, und wer reine Hände hat, dessen Kraft nimmt zu.
Im Gegensatz zu seinen Ratgebern könnten wirklich rechtschaffene Männer Hiob in seinem Leiden bemitleiden, ohne sich vom Rechten abzuwenden. Seine Freunde sind ungerecht, wenn sie sehen, dass hinter jedem Schmerz eine Sünde steckt.
10 Ihr dagegen, kehrt nur alle wieder um und geht [heim], ich finde doch keinen Weisen unter euch!
Dieser Vers ist etwas schwer zu übersetzen und die Übersetzer versuchten, die Bedeutung zu verdeutlichen, indem sie das Wort „Heim“ in Klammern hinzufügten. Dies hat die Bedeutung tatsächlich noch mehr verschleiert.
Was Hiob hier eigentlich tut, ist, seine Freunde zu verspotten, indem er sie ermutigt, noch einmal zu versuchen, ihn zu trösten. Er ist zuversichtlich, dass sie es selbst bei einer weiteren Chance nicht richtig machen werden.
11 Meine Tage sind dahin, zerrissen meine Pläne, die Wünsche meines Herzens.
In diesem kurzen Satz fasst Hiob seine aktuelle Verzweiflung zusammen.
-
- Sein Leben ist vorbei.
- Seine Pläne sind gescheitert.
- So sind auch die Wünsche seines Herzens.
Hiob hat dem mit einer Zusammenfassung ihrer schrecklichen Ratschläge gefolgt.
12 Die Nacht machen sie zum Tag; das Licht sei nahe, nicht die Finsternis!
13 Dabei erwarte ich doch, dass das Totenreich meine Wohnung wird und ich mein Lager in der Finsternis aufschlagen muss;
14 dabei muss ich doch zum Grab sagen: Du bist mein Vater!, zu den Würmern: Ihr seid meine Mutter und meine Schwestern!
Die Worte Jesajas können auf ihren Rat angewendet werden.
Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die Finsternis zu Licht und Licht zu Finsternis erklären, die Bitteres süß und Süßes bitter nennen! Wehe denen, die in ihren eigenen Augen weise sind und die sich selbst für verständig halten! – Jesaja 5,20-21
Hiob hat wirklich geglaubt, dass es für ihn eine größere Hoffnung gegeben hat als das Grab.
15 Wo ist da noch Hoffnung für mich, und wer wird meine Hoffnung [verwirklicht] sehen?
16 Zu den Pforten des Totenreichs fährt sie hinab, wenn wir einmal alle miteinander im Staub ruhen!
Das stimmt absolut! Wir können auf mehr hoffen als nur auf das Grab. Wie Paulus erklärte:
So ist es auch mit der Auferstehung der Toten: Es wird gesät in Verweslichkeit und auferweckt in Unverweslichkeit; es wird gesät in Unehre und wird auferweckt in Herrlichkeit; es wird gesät in Schwachheit und wird auferweckt in Kraft; es wird gesät ein natürlicher Leib, und es wird auferweckt ein geistlicher Leib. – 1. Korinther 15,42-44a