Der Bedarf eines Mittlers

Hiob 9,21-35

21 Ich bin untadelig, dennoch kümmert mich meine Seele nicht; ich verachte mein Leben.

Für uns ist es wichtig, uns daran zu erinnern, dass alle Handlungen Gottes in seiner Gerechtigkeit verwurzelt sind, auch wenn sie außerhalb der Grenzen der menschlichen Fähigkeit liegen, sie zu bewerten oder zu verstehen.

Diese Worte Hiobs werden doch aus Verzweiflung gesprochen, während er sich bemüht zu verstehen, warum Gott den Gerechten erlauben würde, dasselbe oder ein ähnliches Schicksal wie die Gottlosen zu erleiden.

22 Darum sage ich: Es ist einerlei; Untadelige und Gottlose bringt er gleicherweise um!

Es hat aber Hiob geschienen, dass Gott schlimmer als moralisch gleichgültig war, als er sogar die Verzweiflung der Unschuldigen verspottet hat.

23 Wenn die Geißel plötzlich tötet, so lacht er über die Prüfung der Unschuldigen.

Hiobs fehlerhaftes Denken hat ihn dazu geführt, Gott als verantwortlich für die Existenz des Bösen zu betrachten.

24 Die Erde ist in die Gewalt des Frevlers gegeben; das Angesicht ihrer Richter verhüllt Er; wenn nicht Er, wer dann?

Die Behauptung von Hiobs Freunden, dass Gott nur die Bösen bestraft, hat nicht mit dem überein gestimmt, was Hiob erlebt hat.

Es hat ihm geschienen, dass Gott manchmal die Unschuldigen einfach ohne Grund vernichtet hat.

25 Und meine Tage sind schneller dahingeeilt als ein Läufer; sie sind entflohen und haben nichts Gutes gesehen;
26 sie sind vorbeigezogen wie Rohrschiffe, wie ein Adler, der sich auf Beute stürzt.
27 Wenn ich denke: »Ich will meine Klage vergessen, meine Miene ändern und heiter dreinschauen!«,
28 so muss ich meine vielen Schmerzen fürchten; denn ich weiß, dass du mich nicht freisprechen wirst!

Hiob hat nach einer kleinen Atempause gesucht, nach etwas, über das er lächeln konnte, wenn auch nur für einen flüchtigen Moment, aber es gab nichts. Stattdessen hat es nur eine endlose Reihe von Leiden gegeben.

29 Soll ich denn schuldig sein, was mühe ich mich vergeblich ab?
30 Wenn ich mich auch mit Schnee waschen würde und meine Hände mit Lauge reinigte,
31 so würdest du mich doch in die Grube tauchen, sodass sich meine eigenen Kleider vor mir ekelten!

Da Gott sich entschieden hat, ihn unbegründet als Verbrecher zu behandeln, konnte er nichts tun, um sich selbst zu reinigen. Gott würde ihn einfach zurück in die Schleimgrube werfen.

32 Denn Er ist nicht ein Mann wie ich, dass ich Ihm antworten dürfte, dass wir miteinander vor Gericht gehen könnten;
33 es gibt auch keinen Mittler zwischen uns, der seine Hand auf uns beide legen könnte.
34 Er nehme aber seine Rute von mir, und sein Schrecken ängstige mich nicht mehr,
35 so wollte ich reden und keine Angst vor Ihm haben — aber so ist es bei mir nicht.

Wir kommen nun zu dem eigentlichen Problem, um das es hier ging.

Es ist nicht wirklich das Problem des Leidens, sondern das einer richtigen Beziehung zu Gott.

Für Hiob war die Unfähigkeit, als aufrechter und tadelloser Mann in Gottes Gegenwart zu stehen, eine größere Belastung als das Leiden selbst.

Obwohl Hiob es nicht erkannt hat, hat ihn sein Kampf mit Gott auf diese Weise in Richtung einer richtigen Beziehung zu Gott bewegt.

Hiob ist auch auf ein Problem gestoßen, das im Garten Eden begonnen war.

Siehe, die Hand des HERRN ist nicht zu kurz zum Retten und sein Ohr nicht zu schwer zum Hören; sondern eure Missetaten trennen euch von eurem Gott, und eure Sünden verbergen sein Angesicht vor euch, dass er nicht hört! – Jesaja 59,1-2

Obwohl Hiobs Leiden nicht das Ergebnis von Sünde war, war Hiob tatsächlich ein Sünder, und das trennte ihn von Gott, so dass er nicht in seine Gegenwart kommen konnte.

Hiob hat dann die Notwendigkeit eines Mittler betont, der zwischen Gott und Menschen stehen und beiden eine Hand auf die Schulter legen könne.

Gott sei Dank ist dies kein Problem für uns.

Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat. – 1. Timotheus 2,5-6a

Hiob wollte ohne Angst vor Gott kommen können. Wegen Jesus können wir das so oft tun, wie wir wollen!

Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis! Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem versucht worden ist in ähnlicher Weise [wie wir], doch ohne Sünde. So lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe! – Hebräer 4,14-16